Danksagung Anna-Nina Kroll

Guten Abend und herzlich willkommen in meinem zweiten Zuhause! Sie sitzen sozusagen in meinem Wohnzimmer oder besser gesagt: in meinem Arbeitszimmer.

Das ist gar nicht übertrieben, denn ich verbringe hier im Übersetzerkollegium jedes Jahr mindestens einen Monat. Meinen Lieblingsplatz können Sie von hier aus sogar sehen. Da oben auf der Galerie.

2009, vor zwölf Jahren, war ich zum ersten Mal hier, damals noch als Studentin der Uni Düsseldorf. Zweimal im Studium musste man hier ein sogenanntes Praktikum absolvieren, bei dem man mit echten Übersetzenden an echten Übersetzungen arbeiteten durfte – das war Pflicht. Aber freiwillig konnte man, wenn es denn genug freie Plätze gab, auch öfter mitmachen, und so kam ich am Ende auf stolze fünf statt zwei Praktika. Sie merken: Mir gefällt es hier ganz gut.

In Milchmann geht es darum, wie es ist, sich in seiner eigenen Haut, in seinem Zuhause nicht mehr sicher zu fühlen, am Ende nicht mal mehr im eigenen Bett – das kann ich von meinem zweiten Zuhause ganz und gar nicht behaupten.

Ein Haus voller Bücher und schlauer Menschen! Was kann man sich als Übersetzerin denn auch mehr wünschen? Na gut, vielleicht einen Preis für das eigene Schaffen.

Danke für diesen besonderen Ort, die Organisation und Durchführung dieses schönen Abends an Dr. Barbara Hendricks, Dr. Regina Peeters und das gesamte Team des EÜK.

Herzlichen Dank auch an die Kunststiftung NRW, die den Straelener Übersetzerpreis auslobt, an Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, die Generalsekretärin Dr. Andrea Firmenich und die Fachbereichsleiterin Literatur Dagmar Fretter.

Vielen Dank an die Jury: Paul Berf, Sieglinde Geisel, Michael Kegler, Christiane Körner und Luis Ruby; und an Prof. Dr. Jan Konst für die Laudatio.

Ich weiß noch, und daran sehen Sie jetzt, dass ich wirklich oft hier bin, wie ich unterm Dach in Zimmer 20 saß und mit Corinna Kroker von Klett-Cotta telefonierte, die gerade Milkman von Anna Burns eingekauft hatte. Hier oben auf der Galerie habe ich die ersten paar Seiten zur Probe übersetzt und mir dabei die Haare gerauft, und ein paar Monate später saß ich wieder hier und raufte weiter, nur diesmal mit Übersetzungsvertrag. Vielen Dank für dein Vertrauen und deinen Riecher für große Literatur.

Danke an Johanna Schwering, die den Text häppchenweise lektorieren musste und von mir auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurde, weil die Häppchen manchmal sehr, sehr mickrig ausfielen.

Und an Sarah Iwanowksi von Tropen, die das Buch hervorragend betreut hat.

Dank eines Stipendiums des Deutschen Übersetzerfonds konnte ich nach Belfast reisen und mir vor Ort anschauen, welche Wege die Protagonistin beim Lesen im Gehen beschreitet, mir ein Bild vom Park mit den Stauteichen, vom üblichen Treffpunkt und der Zehnminutengegend machen.

Im Übersetzerhaus Looren in der Schweiz habe ich drei Wochen lang an der finalen Fassung der Übersetzung gearbeitet. Danke an meinen Kollegen Stefan Pluschkat, der mich dabei angefeuert und währenddessen selbst Nachtschichten für seine eigene Übersetzung geschoben hat.

Viel zu verdanken habe ich auch Ulrich Blumenbach, der mir 2012 meinen ersten Auftrag vermittelt hat, und Kati Hertzsch vom Diogenes Verlag, die mir meinen ersten irischen Roman anvertraut hat.

Danke an meine Freundin und Kollegin Lisa Kögeböhn, die mir per Standleitung mit Rat und Tat zur Seite steht und Kuchen per Post schickt.

An Christoph Ranft – im Stil des Buches könnte man ihn Ältester Freund nennen. Er hat meine allerersten Übersetzungen als Erster gelesen und mir nicht die Freundschaft gekündigt.

Danke an meinen Vater, der uns Kindern unermüdlich vorgelesen hat, auch wenn alle Beteiligten die Bücher längst in- und auswendig kannten.

An meinen Freund Nils Dering, der mir alles abnimmt, wenn die Deadline mal wieder viel zu schnell näher rückt oder längst mit einem herrlichen Swoosh vorbeigeflogen ist. Der mir mein Siebgehirn und meine Nachtschichten verzeiht, Antworten hat auf typische Übersetzerinnenfragen wie „Wie heißt das, wenn man so macht?“, der sich die besten Wortspiele ausdenkt und sich mit mir in Belfast die Füße plattgelaufen hat.

Ich danke Ihnen, dass Sie mit uns feiern.

Und Anna Burns dafür, dass sie dieses Buch geschrieben hat, und möchte mit ihren Worten aus der Danksagung zu Milchmann schließen: Danke an mich.