Danksagung Simon Pare

Sehr geehrte Generalsekretärin der Kunststiftung NRW, Frau Dr. Sinnreich,
sehr geehrte Jury-Mitglieder,
sowohl anwesende – Penny Black und Iain Galbraith – als auch leider abwesende – Denis Scheck -,
sehr geehrter Herr Sprick,
sehr geehrte Julia Franck,
liebe Freunde und Gäste des Europäischen Übersetzerkollegiums,

vielen herzlichen Dank für die Verleihung dieses Preises und für die Einladung zu diesem tollen, geselligen Anlass!

Allem voran möchte ich Katy Derbyshire zu ihrem Erfolg beim Hauptpreis gratulieren. Die Bücher von Clemens Meyer habe ich seit dem Anfang seiner Karriere bewundert und ich freue mich sehr, dass ein englischsprachiges Publikum sich durch Katys übersetzerisches und literarisches Talent mit diesem wunderbarem Autor hat vertraut machen können. Ich finde es auch toll, dass die Kunststiftung NRW die Ausstrahlung der deutschen Literatur und die Arbeit der Übersetzer mit diesem Preis fördert.

Vor einem Jahr fast genau auf den Tag hatte ich das Glück, hier in diesem schönen Haus und Ort  - an dieser Stelle seien auch Frau Dr. Peeters und ihr ganzes Team herzlich bedankt - am Atriumsgespräch mit Christoph Ransmayr und fünf Kollegen und Kolleginnen aus aller Welt an seinem Roman „Cox oder der Lauf der Zeit“ arbeiten zu dürfen. Meine Übersetzung ist immer noch nicht ganz fertig. Aber keine Angst: „Der fliegende Berg“, dessen Übertragung ins Englische ich Mitte 2016 abgeschlossen hatte, kam erst im März dieses Jahres heraus. Diese letzte Strecke bis zur Veröffentlichung war jedoch ein Leichtes im Vergleich zu den vielen Jahren, die nötig waren, einen mutigen Verlag zu finden, der diesen fantastischen Flattersatz-Roman in einem etwas zaghaften englischensprachigen Markt zu veröffentlichen.

Kennen gelernt habe ich Christoph Ransmayrs Werk zum ersten Mal als Leser für seinen französischen Verlag Albin-Michel. Dutzende von Leseberichten habe ich abgeliefert, aber immer sprach etwas gegen einen Erwerb der Lizenzrechte: Zu düster, zu deutsch. Als ich mich schließlich gegen die offensichtliche Sinnlosigkeit meiner Aufgabe erhoben habe, deutete die Verantwortliche, Dominique Autrand, auf das französische Manuskript von Bernard Kreiss auf ihrem Schreibtisch. Ich las den „Fliegenden Berg“ auf Deutsch und, voller Bewunderung ob der Sprachgewalt, des Umfangs und der Kühnheit dieser Erzählung, fragte ich mich, wie es möglich wäre, dieses Buch auf Englisch zu übersetzen.

Dominique Autrand hat sich bei Fischer nach der englischsprachigen Lizenz erkundigt: Die war frei, und Kerstin Schuster, die auch leider nicht hier sein konnte, hat mich beauftragt, eine Probeübersetzung anzufertigen. Diese haben wir dann an potenzielle Käufer, britische und amerikanische Verlage, verschickt. Und so hat das Buch sehr langsam, von viel Hoffnung und auch wiederholter Frust begleitet, mit der Hilfe von Kerstin und dann von Katrin Meerkamp und Myriam Alfano, seinen weiten, fast zehnjährigen Weg nach Kalkutta zu Seagull Books und zurück zum britisch-amerikanischen Markt gefunden. Naveen Kishore von Seagull hat mich auch mit der Übersetzung von Christoph Ransmayrs „Atlas eines ängstlichen Mannes“ beauftragt, und für sein Vertrauen und für die schöne Zusammenarbeit möchte ich ihm, Sunandini Banerjee und dem ganzen kleinen aber feinen Verlag danken. Ihre „German List“ ist ein Juwel.

Danken möchte ich genauso Giulietta von Salis, meiner Frau, ohne die ich solche wichtige Texte wie Ransmayrs kaum übersetzen könnte: Während ich auf Englisch vorlese, vergleicht sie mit dem Deutschen, und zusammen feilen wir an der Sprache, bis sie stimmt. Sie erstickt auch meinen unerklärlichen Hang zur komischen Zahlenverdrehung im Keim. Drei Yaks werden zum Beispiel vier!

Aber meine übersetzerische Tätigkeit stammt nicht nur von einer Liebe zur Literatur, einer tiefen Verbundenheit mit den Klängen und Wendungen der deutschen Sprache, einer seit Jahrzehnten andauernde Affinität zu Deutschland (und, wie sie vielleicht heraushören, zu der Schweiz). Denn es bedarf immer großzügiger Menschen, die die jeweilige Sprache reden und bereit sind, ihre Schätze mit einem zu teilen. Leute, die einen in die Geheimnisse einführen und mit denen man immer tiefer und immer ausführlicher austauschen möchte. Mein Freund Florian Gerlach war eine solche Person. Wir lernten uns als Brieffreunde, als Teenager kennen, aber am 31. Januar 2018 ist Florian tödlich verunglückt. Deswegen möchte ich diesen Preis ihm und seiner Familie widmen.

Nochmals vielen Dank für diese Ehre und für Ihre Anwesenheit. Ich wünsche uns allen eine schöne Feier.