Literaturpreis der Kunststiftung NRW - Straelener Übersetzerpreis 2013

Der 1952 in Baden-Baden geborene Nikolaus Stingl erhielt den mit 25.000 € dotierten Straelener Übersetzerpreis 2013 der Kunststiftung NRW. Er wurde für seine Übersetzung von William Gass‘ „Der Tunnel“ aus dem Englischen (Rowohlt Verlag, 2011) und zugleich für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Souverän bewegt sich Stingl auf allen Bewusstseinsebenen dieses epochalen Romans, folgt dem Autor in sämtliche Niederungen und Höhen des Ausdrucks, vom sanften Lamento bis zur enthemmten Tirade“, so die fünfköpfige Fachjury.

Der mit 5.000 € dotierte Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis 2013 der Kunststiftung NRW ging an die 1978 geborene Ursel Allenstein. In ihrer Übersetzung des Romans „Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich“ (Hoffmann und Campe, 2011) der norwegischen Autorin Kjersti A. Skomsvold beeindruckte Allenstein die Jury durch ihr „waches Gespür für die humorvollen und tragischen Zwischentöne des norwegischen Originals“.

Der Preis wurde am 12. Juni 2013 im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen vom Präsidenten der Kunststiftung Dr. Fritz Behrens übergeben.

Der Jury gehörten Jürgen Dormagen, Cornelia Holfelder-von der Tann, Kristof Magnusson, Ragni Maria Seidl-Gschwend und Rosemarie Tietze an.

Aus der Begründung der Jury

Nikolaus Stingl:

Der Roman „Der Tunnel“ von William H. Gass hat dem Übersetzer Nikolaus Stingl alles Erdenkliche an Einfühlung und sprachlicher Erfindungsgabe abverlangt. So wie sich die Hauptfigur William Frederick Kohler durch einen mit bloßen Händen gegrabenen Tunnel aus seinem Haus hinausarbeiten will, so musste der Übersetzer sich in den ungeheuren Textkörper hineinarbeiten. Souverän bewegt er sich auf allen Bewusstseinsebenen dieses epochalen Romans, folgt dem Autor in sämtliche Niederungen und Höhen des Ausdrucks, vom sanften Lamento bis zur enthemmten Tirade, vom obszönen Limerick bis zur philosophischen Reflexion.

Ein Werk von rückhaltloser, verstörender Emotionalität und unendlichem Sprachreichtum, dem deutschen Lesepublikum erschlossen durch die Übersetzung von Nikolaus Stingl.

Ursel Allenstein:

In ihrer Übersetzung des Romans „Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich“ von Kjersti A. Skomsvold zeichnet Ursel Allenstein genau und stilsicher das Bild der liebenswürdig-verschrobenen alten Mathea nach. Mit leichter Hand hat die Übersetzerin den lakonischen Ton des Romans wie auch die eigenwillige Gedankenwelt der Figur im Deutschen wiedergegeben. Zugleich beweist sie ein waches Gespür für die humorvollen und tragischen Zwischentöne des norwegischen Originals.