Grußwort Dr. Fritz Behrens
„Wenn es ein Paradies speziell für Übersetzer literarischer Texte gibt, dann liegt dieses in dem kleinen Niederrhein-Städtchen Straelen“, so wurde das Europäische Übersetzer-Kollegium bei der Verleihung des Institutionenpreises deutsche Sprache 2013 gerühmt.
Auch ich bin wieder sehr gerne hierher gekommen, um im Atrium des Übersetzer-Kollegiums den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW zu überreichen. Diese Auszeichnung wird seit dem Jahr 2001 verliehen für bedeutende übersetzerische Leistungen unter besonderer Berücksichtigung des Lebenswerks der Ausgezeichneten. In jedem dritten Jahr geht der Straelener Übersetzerpreis an Literaturübersetzer, die deutsche Literatur in eine fremde Sprache übertragen und sich damit um die Vermittlung deutscher Literatur und Kultur in andere Ländern verdient machen.
Der Sprachraum, in den der Preis vergeben wird, wird von der Kunststiftung NRW in Abstimmung mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium festgelegt. Dabei leiten uns unterschiedlichen Kriterien: Vor drei Jahren z.B. war Polen an der Reihe, weil damals von der Landesregierung zwei Jahre lang ein intensiver Kulturaustausch zwischen Nordrhein-Westfalen und Polen angeregt und gepflegt wurde. Da war es nur logisch und folgerichtig, auch den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW, der – dotiert mit 25.000 Euro - zu den bedeutendsten Auszeichnungen für Literaturübersetzer überhaupt zählt, nach Polen zu vergeben, denn die Übersetzer gelten schließlich als die kulturellen Brückenbauer schlechthin.
In diesem Jahr nun haben wir die Niederlande ausgewählt, was mich ganz besonders freut, denn dem ehemaligen Ministerpräsidenten und Begründer der Kunststiftung NRW, Johannes Rau, war es immer ein wichtiges Anliegen, gerade den kulturellen Kontakt mit den Nachbarn in den Niederlanden besonders zu pflegen. Das Verhältnis zwischen NRW und den Niederlanden ist traditionell freundschaftlich und eng. Doch gerade guten Freunden sollte man ab und an deutlich zeigen, wie sehr man sie wertschätzt. Gerade in diesen Tagen, wo der Deutschunterricht an niederländischen Schulen möglicherweise reduziert werden soll, wie aus den Medien zu erfahren war, und immer weniger junge Menschen in den Niederlanden Deutsch studieren, gilt es, ein positives Zeichen zu setzen!
In diesem Sinne ist es mir eine ganz besondere Freude, heute den Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis an Anne Folkertsma und den Hauptpreis an Gerrit Bussink für ihre Übersetzungen deutschsprachiger Literatur ins Niederländische zu vergeben. Gerrit Bussink wird ausgezeichnet für sein Lebenswerk und insbesondere für die Übersetzung von Uwe Timms Roman Vogelweide; Anne Folkertsma erhält den Förderpreis für ihre Übersetzungen der Romane Hans Falladas. Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden für diese hohe Auszeichnung. Und Dank an die Berufungskommission - Gregor Seferens, Dr. Barbara Honrath und Ton Naaijkens – für die kompetente Auswahl der Preisträger.
In den letzten Jahren hat die Kunststiftung NRW ihr Engagement für das Literaturübersetzen kontinuierlich erhöht. Neben langfristigen Projekten wie dem Oder-Rhein-Lyrik-Übersetzungsprojekt, das die Stiftung initiiert hat, werden seit einiger Zeit Übersetzer auch ganz individuell für besonders anspruchsvolle Aufträge mit Arbeitsstipendien bedacht. Ab diesem Jahr kümmern wir uns auch verstärkt um die Aus- und Fortbildung junger Übersetzerinnen und Übersetzer. Mit Hilfe der Kunststiftung NRW können in Straelen vier neue Seminare zur Qualifizierung angeboten werden. Die Kunststiftung NRW bemüht sich aber auch darum, die Arbeit von Literaturübersetzern bekannter zu machen und in der Öffentlichkeit ein Bewustsein für die Bedeutung des Übersetzens in einer globalisierten Welt zu schaffen.
Die Tagung „Sprachwandeln -Düsseldorfer Tage zur Kunst des Übersetzens“ im letzten Jahr war ein Anfang. Es freut mich ganz besonders, dass der Bundespräsident Joachim Gauck am 27. Mai zu einem „Abend zur Würdigung der Kunst des literarischen Übersetzens“ ins Schloss Bellevue eingeladen hat. Auch die Kolleginnen und Kollegen aus Straelen waren dort zu Gast. Und so möchte ich zum Abschluss mit den Worten unseres Bundespräsidenten den Preisträgern und mit ihnen allen Übersetzerinnen und Übersetzern herzlich für ihre Arbeit danken:
„Geduldig, unbeirrt und eigensinnig bringen sie fremde Welten in unsere schöne deutsche Sprache – und machen sie dadurch noch schöner. Oder Sie tragen Gedanken aus unserer Sprache hinaus in eine andere. Und uns allen schenken sie Tag für Tag ein Stück neuen Verstehens, neuer Perspektive, neuer Welt. Das brauchen wir!“
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.