Literaturpreis der Kunststiftung NRW - Straelener Übersetzerpreis 2007
Die Kunststiftung NRW verlieh im Jahr 2007 zum vierten Mal den renommierten Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW, der mit 25.000 € zu den höchstdotierten Auszeichnungen für literarische Übersetzer im deutschsprachigen Raum gehört. Die diesjährige Ehrung würdigte eine herausragende literarische Übersetzung aus dem Italienischen ins Deutsche. Dr. Barbara Kleiner erhält die Auszeichnung für ihre Übersetzung von Ippolito Nievos Werk "Bekenntnisse eines Italieners" (Manesse Verlag, 2005); gleichzeitig wird das Gesamtwerk der Übersetzerin ausgezeichnet.
“Barbara Kleiner zeigt sich als Sprach-Hüterin und Sprach-Erneuerin zugleich. Damit entspricht sie dem Humboldtschen Ideal, der Sprechen immer als ein Zurücklassen, Hinausgehen und Verändern des Weltverständnisses begriffen hat. Am Ende steht ein völliges Aufgehobensein von den Bekenntnissen eines Italieners in einem neuen Sprachzusammenhang – das so weit geht, dass man sich verblüfft fragt, ob Ippolito Nievo sein Werk nicht heimlich auf Deutsch geschrieben hat. Ippolito Nievo kann sich glücklich schätzen, dass er auf Barbara Kleiner gestoßen ist. Und wir können uns glücklich schätzen, mit Barbara Kleiner eine Mittlerin verschiedener Weltansichten zu haben, was sie bereits bei ihren Übertragungen von Primo Levi, Massimo Bontempelli, Elio Vittorini und Italo Svevo unter Beweis gestellt hat, eine Künstlerin in der Disziplin des Quasi-dasselbe-mit-anderen-Worten-sagens.”, so die Laudatorin Dr. Maike Albath.
Der Preis wurde am 20. Juni 2007 im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen übergeben.
Der Jury gehörten Gertraude Krueger, Denis Scheck, Hubert Spiegel, Peter Urban-Halle und Giovanna Waeckerlin-Induni an.
Aus der Begründung der Jury
Vielstimmigkeit wiederzugeben ist eine Aufgabe, der sich viele Übersetzer gegenübersehen. Barbara Kleiner hat sie in beeindruckender Weise zu meistern gewusst. Ihre neue, erstmals vollständige Übersetzung des klassischen Romans aus dem 19. Jahrhundert "Bekenntnisse eines Italieners" von Ippolito Nievo unterscheidet souverän zwischen Liebesgeschichte und politischem Essay, Reiseerzählung und Zeitpanorama. Was Nievo über eine seiner Figuren sagt, gilt auch für diese Übersetzung: Sie ist „so lebhaft, so liebenswürdig und vielseitig, daß man nur wenigen mit ebensolchem Vergnügen lauscht“ wie dieser.