Literaturpreis der Kunststiftung NRW - Straelener Übersetzerpreis 2015
Der niederländische Literaturübersetzer Gerrit Bussink wurde mit dem Straelener Übersetzerpreis 2015 der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. Anne Folkertsma erhielt den Förderpreis 2015 zum Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW.
Der Preis wurde am 18. Juni 2015 im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen durch den Präsidenten der Kunststiftung NRW Dr. Fritz Behrens überreicht. Die Laudatio hielt der Autor Uwe Timm.
Aus den Begründungen der Jury
Gerrit Bussink:
Seit Anfang der 1970er Jahre hat Gerrit Bussink ein eindrucksvolles, immer noch anwachsendes Œuvre mit mehr als 150 Übersetzungen deutschsprachiger literarischer Werke des 20. und 21. Jahrhunderts hervorgebracht. Jeder Text zeichnet sich durch technische Virtuosität, sprachliche Eleganz und große Sensibilität für unterschiedliche Stile und Stimmen aus. Seine hervorragende Übersetzung von Uwe Timms Roman Vogelweide (De macht van begeerte) steht exemplarisch für seine Arbeiten, die durch Klarheit und Präzision bestechen und Bussinks Talent für überzeugende unorthodoxe Lösungen offenbaren. Sein vielfältiges Werk umfasst unter anderem Übersetzungen von Thomas Bernhard, Karen Duve, Hans Magnus Enzensberger, Wilhelm Genazino, Thomas Glavinic, Peter Handke, Siegfried Lenz, Peter Stamm und Christa Wolf. Darüber hinaus hat Bussink auch durch die Übertragung etlicher Theaterstücke einen bedeutenden Beitrag zur Vermittlung deutscher Literatur und Kultur in den Niederlanden geleistet.Gerrit Bussink, 1944 geboren, studierte Germanistik in Amsterdam. Er arbeitete als Hochschuldozent, Literaturkritiker und Redakteur bei Funk und Fernsehen, bevor er sich ganz auf die Tätigkeit als literarischer Übersetzer konzentrierte.
Mit dem Preis wird die außergewöhnliche Lebensleistung eines Übersetzers gewürdigt, der mit großem Engagement und auf konstant hohem Niveau zahlreiche wichtige Bücher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einem niederländischen Publikum zugänglich gemacht hat.
Anne Folkertsma:
Nach ihrem Studium der Übersetzungswissenschaft war Anne Folkertsma zunächst etliche Jahre als Lektorin für verschiedene Literaturverlage tätig, bevor sie sich wieder dem literarischen Übersetzen zuwandte. Mit großer Sorgfalt und Genauigkeit überarbeitete sie verschiedene ältere Übersetzungen von Romanen Hans Falladas. Anschließend übersetzte sie aus dem ursprünglichen Manuskript gestrichene Passagen aus Jeder stirbt für sich allein und veröffentlichte 2013 eine rundum überzeugende Übersetzung von In meinem fremden Land: Gefängnistagebuch 1944. 2014 folgte die Übersetzung von Blutsbrüder: Ein Berliner Cliquenroman (Bloedbroeders) von Ernst Haffner. Ihre souveräne Übertragung dieses Romans über eine Jugendbande im Berlin der späten 1920er Jahre lässt eine bemerkenswerte Stilsicherheit erkennen und ein feines Gespür für die adäquate Wiedergabe von Zeitkolorit, Jargon und Milieu. Der Preis soll Anne Folkertsma ermutigen, sich verstärkt dem Übersetzen zu widmen und ihre vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit Texten in diese Arbeit einfließen zu lassen.
Der Jury gehörten im Jahr 2015 Gregor Seferens (Bonn), Dr. Barbara Honrath (Amsterdam) und Ton Naaijkens (Utrecht) an.