
Literaturpreis der Kunststiftung NRW - Straelener Übersetzerpreis 2010
Am 15. Juni 2010 übergab die Generalsekretärin der Kunststiftung NRW, Regina Wyrwoll, im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen den hochdotierten Preis für literarische Übersetzer in Deutschland. Der mit einer Preissumme von 25.000 € versehene Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW geht im Jahr 2010 an Dr. Sabine Baumann aus Frankfurt/Main. Baumann erhält den Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW für ihre Neuübersetzung von Alexander Puschkins „Eugen Onegin“ aus dem Russischen sowie des erstmals in deutscher Sprache vorgelegten 1300 Seiten umfassenden Puschkin-Kommentars von Vladimir Nabokov, den sie aus dem amerikanischen Englisch übertragen hat. Beide Bände sind 2009 im Stroemfeld Verlag, Frankfurt/Main erschienen.
“Der erste Leitsatz der Stiftung lautet: Die Kunststiftung Nordrhein-Westfalen will das Besondere fördern und damit zu mehr Wagnis und Qualität in Kunst und Kultur herausfordern. Diese schöne, heute fast ungewöhnlich anmutende Idee hat in Sabine Baumanns Arbeit eine überraschende Verwirklichung erfahren. Das Besondere, das uns hier begegnet, ist die Übersetzung zweier zusammengehörender großer literarischer Werke von zwei weltberühmten Schriftstellern aus zwei verschiedenen Sprachen, dem Russischen und dem Englischen. Das andere ist das Wagnis: Wer je übersetzt hat, weiß, dass die Übersetzung eines großen literarischen Werks immer ein ungeheures Wagnis ist. In diesem Fall ging die Übersetzerin gleich zwei ungewöhnliche Wagnisse ein, und was entstand, hat die von der Stiftung gewünschte und erhoffte Qualität.”, so das Jurymitglied Helmut Frielinghaus.
Der Jury gehörten Dr. Maike Albath, Hedwig Binder, Ganna-Maria Braungardt, Helmut Frielinghaus und Andrea Spingler an.
Aus der Begründung der Jury
In Sabine Baumanns Übersetzung von Puschkins berühmtem „Roman in Versen“ offenbart sich zum ersten Mal in deutscher Sprache der poetische Reichtum des Originals. Die modern anmutende Sprache besticht durch ihre distanzierte Lakonie. Sie changiert zwischen beißendem Spott und innigem Mitgefühl. Mit Eleganz, Einfallsreichtum und beeindruckender Sachkenntnis überträgt Baumann außerdem den bisher auf Deutsch nicht vorliegenden voluminösen Kommentar Nabokovs, der uns Puschkins weltliterarischen Rang nahe bringt und zugleich die Geschichte des untergegangenen Russlands erzählt. Die Übersetzung des zweibändigen Gesamtkunstwerkes aus zwei Sprachen ist eine Pioniertat.